Aufgrund meiner verschiedenen Tätigkeiten als freischaffende Musikerin zieht sich das Unbeständige (siehe auch "Mein Beruf – mein Leben") durch meinen Alltag, durch die Schulwochen, über Ferien, Monate und Jahre hinweg. Ein Anruf, und alles kann anders sein.
Da ist plötzlich jemand erkrankt und benötigt eine Aushilfe für einzelne Proben, ein Konzert oder eine Tournee. Mal trudeln E-Mails ein mit kurzfristigen Anfragen zu Konzerten oder Konzertreisen. Und schon geht das Überlegen und Planen los: Kann ich hier zusagen und dort absagen? Oder passt es vielleicht sogar, ohne dass ich andere Tätigkeiten verschieben muss?
Eines meiner Standbeine neben den Ladystrings ist das Unterrichten von Schülern: Pro Woche kommen 15 Vorschul- und Schulkinder und fünf erwachsene Schüler für je 45 oder 60 Minuten zu mir. Sollte ich keine Zeit haben, müssen die Stunden vor- oder nachgeholt werden. Dazu kommt meine Unterrichtstätigkeit als Streicher-Coach in Laien- oder Schulorchestern, z.B. dem Sinfonieorchester der Universität Hohenheim, dem Orchester des Goethe-Gymnasiums in Ludwigsburg und des Eberhard-Ludwigs-Gymnasiums in Stuttgart. Die Kammermusik ist ein weites Feld für Hobbymusiker – und auch an diese gebe ich meine Erfahrungen gern weiter. Jedes Jahr treffe ich mich dafür mit Ensembles und gehe mit ihnen für mehrere Tage in Klausur.
Gewisse Dinge bringen auch Beständigkeit in meinen Alltag: alles, was mit genug Vorlauf geplant und sicher im Kalender vermerkt ist. Dazu gehören die Konzerte mit der Deutschen Philharmonie Merck, in denen ich als Geigerin bei den rund zehn großen Sinfonieorchester-Konzerten im Jahr mitspiele. Für die Zeit der Proben und Konzerte reise ich nach Darmstadt und bleibe vor Ort. Dieses Orchester reist regelmäßig um die ganze Welt, und das sind neben den Konzerterlebnissen mit den Merck-Kollegen stets nachhaltige Reisen, was die Kontinente, Länder, Städte, Eindrücke und Erinnerungen betrifft.
Die Konzerte der Ludwigsburger Schlossfestspiele sind seit vielen Jahren eine weitere feste Größe in meiner Terminplanung. Die fünf großen Sinfonieorchester-Konzerte finden stets im Sommer im nahe gelegenen Ludwigsburg statt.
Die sogenannten "Muggen" (musikalische Gelegenheitsgeschäfte), die auf Anfrage kommen, sind weniger planbar und unregelmäßig. Ich spiele sie aber trotzdem sehr gerne. Es handelt sich dabei um Kirchenkonzerte mit Chor, und aufgeführt werden Passionen, Oratorien, Requien, die meist an die festlichen Kirchentage wie Ostern und Weihnachten gekoppelt sind.
Vor mehreren Jahren konnte ich mein Musikrepertoire um Produktionen, die Schauspiel und Musik verknüpfen, erweitern – eine bereichernde Erfahrung! Mit dabei war ich, als Walter Sittler Erich Kästner spielte und bei "Eine Weihnachtsgeschichte" nach Charles Dickens mit den beiden Tatort-Kommissaren Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl. Beide Produktionen sind an die Weihnachtszeit gebunden, finden also von November bis Januar statt, oft mit täglichen Vorstellungen.
Es kommt tatsächlich auch vor, dass ich ohne Geige auf die Bühne gehe, und zwar immer dann, wenn ich als Notenwenderin für Gesangs- oder Kammermusik-Konzerte engagiert werde: Konzerterlebnisse der anderen Art, denn man sieht mich ausnahmsweise nur, hört aber keinen Ton von mir. Für eine Geigerin ganz schön ungewöhnlich. Und wenn der nächste Anruf kommt, ist mal wieder Flexibilität gefragt. Genau das richtige für mich!
Was Dorothea Galler so alles außerhalb des Quartetts tut, könnt Ihr im ersten Teil unserer Blog-Serie nachlesen!