Wie kommen wir Ladystrings eigentlich zu unseren Noten? Das Naheliegendste wäre natürlich, einfach Quartett-Noten beim Musikalienhändler zu kaufen oder sie online zu bestellen. In der Welt der Klassik funktioniert das auch ganz gut, denn dort ist das Repertoire für Streichquartett scheinbar unendlich. Aber wir Ladystrings fühlen uns ja nicht nur in dieser einen Welt zuhause, es gibt in allen Genres viel Musik, die uns begeistert und die wir unbedingt spielen wollen. Genau an diesem Punkt wird es spannend. Denn wenn wir ein Musikstück hören, sei es nun zum Beispiel ein Werk für Klavier, eine Opern-Arie oder ein Song aus dem Bereich Jazz/Rock/Pop stellt sich uns die Frage: Lässt sich das auf ein Streichquartett übertragen? Funktioniert ein Song auch ohne Text?
Sofern uns Originalnoten vorliegen, testen wir die Stücke in unseren Proben und verändern sie so lange, bis uns alles schlüssig erscheint, wir zufrieden sind und feststellen können, dass aus diesem Werk tatsächlich ein Stück für Streichquartett geworden ist.
Wenn uns ein Stück dagegen so kompliziert erscheint, dass wir es uns nicht zutrauen, alleine ans Werk zu gehen, ziehen wir einen Arrangeur hinzu und und manchmal bekommen wir ein Arrangement auf wundersame Weise geschenkt.
Unsere Arrangeure
Jede einzelne von uns führt neben dem Quartettleben natürlich ein Privatleben mit eigenem Freundes- und Bekanntenkreis; darunter sind selbstverständlich auch viele Musiker aus allen möglichen Richtungen. Und von dieser Vielfalt profitiert das ganze Quartett.
Unsere Geigerin Lisa Barry ist gebürtige US-Amerikanerin. Im Bestreben, ihre zweite Muttersprache (eigentlich "Vatersprache") zu pflegen, ging sie regelmäßig zu einer englischsprachigen Bekannten, um ihr Englisch aktiv zu halten. Der Mann dieser Bekannten ist Francis Rainey, Pianist, Komponist und Arrangeur. Er hörte uns in einem unserer Konzerte und hatte bei einem Stück, das wir spielten, sofort eine eigene Version im Ohr, schrieb sie uns auf und wir waren begeistert! Seit dieser Begegnung hat er sieben unterschiedliche Arrangements für uns verfasst. Besonders schätzen wir ihn für die kleinen Schmunzler, die er in jedes Arrangement einbaut, und seine Bereitschaft, mit uns so lange an den Stücken zu feilen, bis ein wirkliches Quartettwerk entstanden ist. Eines unserer liebsten Arrangements von ihm ist Mr. Sandman. Einen Ausschnitt daraus können Sie sich hier anhören.
Dorothea Galler, unsere Bratschistin, spielt im Opernorchester des Gärtnerplatz-Theaters. Dort lernte sie Andreas Kowalewitz kennen, der dort schon lange bevor Doro im Orchester eingestellt wurde, als Kapellmeister arbeitet. Andreas ist bekannt für seinen trockenen Humor, seine Vielseitigkeit und seine Begeisterungsfähigkeit. Im Gärtnerplatz-Theater arrangiert er regelmäßig fürs Orchester. Deshalb schien er uns genau der Richtige zu sein, als folgende Anfrage bei uns einging: Eine großes deutsches Unternehmen wünschte sich von uns für einen Jubiläumsakt, dass wir für jedes der vergangenen sechs Jahrzehnte einen bekannten Song in Streichquartett-Version auf die Bühne bringen. Und so kam es dann auch: Nachdem wir mit den Veranstaltern in mehreren Anläufen und Änderungen über die Stückauswahl diskutiert hatten (nicht jeder Popsong ist übertragbar auf eine Version ohne Gesang!), legte er uns Noten aufs Pult, dass uns Hören und Sehen verging: sehr anspruchsvoll, genial als Quartettversion.
Auf einem Schiff der Luxusklasse fahren nicht nur betuchte Passagiere, sondern auch die unterschiedlichsten Künstler: meistens auch Musiker verschiedener Genres. So lernten wir auf unserer letzten Kreuzfahrt die Berliner Lars Redlich und Bijan Azadian kennen. Am Anfang standen ein erstes höfliches und vorsichtiges Beschnuppern, bei dem auch ganz im Sinne von bestem Smalltalk die musikalischen Vorlieben ausgetauscht wurden und das Verständnis über die jeweils andere Gattung, also ernste Musik versus unterhaltende Musik. Nachdem wir gegenseitig einen unserer Auftritte besucht hatten, kam unweigerlich der Moment, in dem (meist konstruktive) Kritik geübt, gefrotzelt und gewitzelt wurde. Eines Nachts, nach einem unserer Konzerte, – wir waren uns nicht mehr sicher, ob die Anmerkungen der beiden über unseren Auftritt noch witzig waren oder schon die Grenze zum Unverschämten überschritten hatten – fand Charlotte auf dem Bett ihrer Kabine das Arrangement von Cole Porters Night And Day (eines von Doros Lieblingsstücken). Bijan hatte eine Servicekraft bestochen, die von ihm verfassten Noten in die Kabine zu legen! Ein Geschenk für die Ladystrings – was für eine Überraschung!
So kamen wir unverhofft zu einem Stück für unser Mozart-Programm. Was Night and Day mit Mozart zu tun hat, erfahren Sie bei unserer Premiere am 21. Oktober im Bürgerhaus Kelter in Winterbach. Außerdem können Sie an diesem Abend weiteren Arrangements der vorgestellten Personen lauschen.