Bei uns in der Familie wurde schon immer musiziert, denn für meine Eltern war und ist Musik bis heute ein ausgleichendes und erfüllendes Hobby. Da auch wir Kinder diesen Zauber verspürten, machten meine Geschwister und ich die Musik zu unserem Beruf.
Meine Schwester und ich lernten Geige zuerst gemeinsam bei unserem Vater. Nach etwa einem Jahr bekamen wir einen Privatlehrer. Neben dem alleinigen Üben musizierten wir auch häufig gemeinsam. Als Jüngere "musste" ich allerdings meist mit der ungeliebten und in meinen Kinderaugen langweiligen zweiten Stimme, der Begleitstimme, vorlieb nehmen, meine Schwester "durfte" die Melodie spielen. Da ich nicht immer klein beigeben wollte und wir uns hin und wieder stritten, schlug mein Vater schließlich vor, ich könnte doch Bratsche lernen und somit aus dem "Schatten" der Schwester heraustreten. Die Bratsche wird wie eine Geige gespielt, allerdings ist sie ein wenig größer und klingt tiefer, ähnlich dem Cello.
Das alles war nicht ohne Hintergedanken: Denn mein Vater leitete ein Laien-Kammerorchester, in dem bei den Bratschen oft Not am Mann war. Sein Vorschlag entlockte mir nicht gerade Jubelrufe, da ich die Bratschenstimme damals als noch langweiliger empfand als die Stimme der zweiten Geige. Doch als ich das Vorspiel beim Bayerischen Landesjugendorchester bestanden hatte und dort von einem höchst motivierenden Dozenten unterrichtet wurde, schlug meine anfängliche Aversion gegen das Instrument bzw. die Orchesterstimme sehr schnell in völlige Begeisterung um. Sie hält bis heute an. Nach meiner ersten "Arbeitsphase" mit diesem Orchester stieg ich fast komplett auf Viola um, nur im Schulorchester spielte ich noch Geige: Dort durfte ich in der Gruppe der 1. Geigen spielen! Durch diese Auseinandersetzung mit den verschiedenen Stimmen empfinde ich die Mittelstimmen eines musikalischen Werkes mittlerweile (meist) als die schönsten und wichtigsten.
Bild: Bernd Eberle
An der Entscheidung, Musik zu studieren, hemmte mich allerdings lange Zeit eine Annahme: jeden Tag üben zu müssen. Das konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen! Also suchte ich bis zuletzt nach einer beruflichen Alternative. Ich wollte etwas finden, das mir genauso viel Spaß macht wie das Musizieren. Ich habe nichts gefunden …. Und so bewarb ich mich dann doch fürs Musikstudium und freute mich riesig, dass ich mein Studium dann sogar in der Mozart- und Musikstadt Salzburg absolvieren und dort viele verschiedene musikalische Erfahrungen sammeln konnte: Studentenorchester, Profiorchester, unterschiedliche Kammermusikformationen und vieles mehr.
Dass ich heute im Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz spielen darf, betrachte ich als großes Glück. Es vereint viele verschiedene Genres und gibt mir die Möglichkeit, immer wieder Neues auszuprobieren bzw. kennenzulernen. Genauso, wie bei und mit den Ladystrings auch.