Die Regie: in besonderen Händen

21. Oktober 2016 - 7:58 editoR_ls

Klassische Musiker gehen üblicherweise mit ihren Instrumenten auf die Bühne, spielen ihr Programm, bedanken sich beim Publikum mit einer Verbeugung und verlassen sie wieder. Worte hört man höchstens bei der Ankündigung der Zugabe. Die Ladystrings haben mit dem Entstehen ihrer inszenierten Konzerte gemerkt, dass sie ohne Sprache nicht auskommen und dass es sich lohnt, auch das zu üben, und zwar mit Anleitung.

Sprechen auf der Bühne

"Ich als Musikerin soll auf der Bühne auch noch sprechen? Muss das sein?" Dorothea Galler war von dieser Idee nicht wirklich begeistert, als wir an unserem ersten Konzertprogramm arbeiteten. Doch nicht nur sie weigerte sich, unsere Titel anzumoderieren, uns anderen ging es genauso. Wir trauten uns nicht und hatten keine Idee, wie das am besten ginge.
Deshalb fragten wir Profis, als klar war, dass unsere Konzerte, wie wir sie uns vorstellten, nur mit Text funktionieren würden. Andrea Haupt brachte uns bei, wie man das Publikum erreicht oder eine (Sprach-)Brücke baut. Durch Übungen und Ausprobieren erlebten wir unmittelbar, dass wir ganz anders auf der Bühne stehen, wenn wir reden. Und wie fremd sich das anfühlt im Gegensatz dazu, wenn wir musizieren.

Einen völlig ungewohnten, neuen Ansatz brachte uns Hans-Joachim Mattke bei. Wie spricht man miteinander? Wie schaut man jemandem in die Augen, ohne vom eigenen Text abgelenkt zu werden? Wie wachsen wir mühelos über uns hinaus? Wir mussten diese Interaktionen oft und ausdauernd üben, bis wir uns schließlich mit dem Programm Spiel um Dada – Provocationen auf die Bühne wagten.

Mit Humor bei der Sache

Mit dem Kinderkonzert Quartett-Streiche lernten wir das "Theater hinter'm Scheuerntor" in Plüderhausen kennen. Wolfgang Kammer als künstlerischer Leiter des Theaters hörte uns und war mit konstruktiver Kritik zur Stelle, die uns begeisterte. Wir beschlossen, das nächste Programm mit ihm als Regisseur zu machen. Über sich selbst sagt Wolfgang: "Als Kind wollte ich unbedingt Musiker werden. Klassischer Musiker! Erst viel später, mit über 40 Jahren, bin ich tatsächlich an der Musikhochschule gelandet, zum Figurentheater-Studium. Aber auch als Theatermensch bleibt die Musik meine große Liebe. Und so nütze ich gerne die Gelegenheiten, an Musiker weiterzugeben, was ich mir pädagogisch in Projekten mit Schülern, Laien und Profis erarbeitet habe." Es blieb nicht bei diesem einen Programm. Vier sind es mittlerweile schon, die Wolfgang mit uns gestaltet hat: Bei mir bist du schön, Mini x Bach, Welcome to America! und nun auch Mozart – Up to date. Wir haben mit ihm das Improvisieren gelernt und auch, wir selbst zu bleiben, ohne Rollen einnehmen zu müssen. Er hat uns gezeigt, wir wir das verstärken können, was von uns kommt. Inzwischen ist es deshalb viel selbstverständlicher geworden, zu reden, Texte spontan zu erfinden und diese zu sprechen. Wir gehen mit 'Toc' und 'Freeze' um wie mit unseren Noten und trauen uns richtig viel zu. Wolfgang beschreibt seinen Ansatz der Arbeit mit uns so: "Konzentriert, ernst, mit Pokerface und auch sonst äußerst zurückgenommen, tritt der klassische Musiker vor sein Publikum; diese Haltung hat er in Jahrzehnten internalisiert. Sie theatralisch aufzubrechen, stellt deshalb immer eine ganz besondere Herausforderung dar."

Probenwochenenden mit ihm gestalten sich so, dass wir mit dem Thema des neuen Programms anrücken und die Musiktitel liefern. Die Ideen werden in einen Topf geworfen, er erfasst diese und schreibt im gleichen Augenblick Texte, lässt sie uns ausprobieren und improvisieren, bis wir uns damit identifizieren. Dieser Stand ist dann eine erste Grundlage, mit der wir weiterarbeiten und üben – genau wie am Instrument.
So sagt Wolfgang über uns und sein Idol Mozart: "Die vier Musikerinnen der Ladystrings lassen sich bei unserer gemeinsamen Arbeit immer sehr gern herausfordern und bleiben mit ausgesprochen viel Humor bei der Sache. Und wenn es dann auch noch um Mozart geht, ja, dann fallen für mich Weihnachten und Ostern auf einen Tag!"

Seien Sie gespannt auf seine Ideen und unsere Umsetzung im neuen Programm Mozart – Up to date! Heute Abend, 21. Oktober, um 20 Uhr feiern wir Premiere im Bürgerhaus Kelter in Winterbach.