Der Weg zur Premiere: eine Probe der Ladystrings

Eines der Werke, das wir für die Premiere unseres Programms 2016 Mozart – Up do date neu einstudieren, ist das Capriccio von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Seitdem es unsere Geigerin Lisa Barry bei einem Konzertbesuch in Wien gehört hat, steht das Stück auf der Wunschliste des Quartetts.

Die erste Probe – eine Annäherung

In einer ersten Duoprobe der Geigerinnen beschäftigen sich beide eingehender mit den zwei Teilen des Capriccios. Die Noten werden so weit eingerichtet, dass wir gewisse Aspekte nicht mehr zu viert zu diskutieren brauchen. Als sich Charlotte Balle zur Vorbereitung diverse Aufnahmen angehört hat, stellte sie fest, dass die Fuge, die sich der langsamen Einleitung anschließt, dann uninteressant klingt, wenn das Fugenthema immer gleich gespielt wird. Da sich Ladystrings und Langeweile ausschließen, haben wir zu zweit diverse Varianten ausprobiert, um von dem immer gleich klingenden und sich wiederholenden Auftaktachtel wegzukommen.

Diskussionsbedarf

Danach geht's zu viert weiter. Wir spielen die zwei Teile durch und beginnen sogleich die Diskussion über das Fugenthema. Dabei kommen viele Fragen und Unsicherheiten auf. Die lassen sich nur mit einer Aufnahme klären, die wir sofort machen. Damit können wir die fraglichen Stellen genau überprüfen.

Dorothea Galler, unsere Bratschistin, meint: "Die Stelle am Ende überzeugt mich nicht, wenn die Achteln in der Melodieführung so breit gespielt werden – wie soll dann die Begleitung dazu spielen?"
Charlotte Balle: "Meine Vorstellung von der Melodie verlangt breite Achteln, anders klingt es gar nicht gut."
Daraufhin gibt Lisa Barry zu bedenken: "Gleich zu Beginn steht das Tempo nicht, ich weiß nicht, wo ich nach meinem ersten Fugeneinsatz den Puls für die Achteln hernehmen kann."
Marie Friedrich, unsere Cellistin, schlägt eine Lösung vor: "Vielleicht können wir das Fugenthema anders gestalten, mehr differenzieren, die Sechzehntel phrasieren und bewusst der anderen Stimme überreichen? Was meint ihr?"

Der Ansatz einer Lösung

Dank dieser Überlegungen wird bei der nächsten Probe bereits vieles klarer. Wir nehmen uns die Zeit, jede einzelne Stimme mit einer jeweils anderen zu kombinieren. Dadurch hören sich zum einen die zwei Spielenden gut, zum zweiten können die Anderen mit dem nötigen Abstand zuhören und ihre Rückmeldung geben. So machen wir abschnittsweise viel schnellere Fortschritte und sind zufrieden mit dem Ergebnis.

Am Ende der Fuge, wenn alle Stimmen das Thema gemeinsam spielen, koppeln wir versuchshalber das dynamische Auf und Ab an die Wellenbewegung des Motivs. Und stellen fest, dass das die Lösung unseres Problems ist: Wenn wir das Fugenthema von Anfang an so phrasieren, sticht die Anfangsachtel nicht allzu sehr hervor, sondern gehört eindeutig zum ganzen Motiv.

Schließlich hilft auch noch das Tempo, um dem Ganzen die gewünschte mendelssohnsche Leichtigkeit zu geben. In diesem Übestadium ist es schon ganz schön rasch, so dass wir diese Probe mit einem stürmischen Durchlauf beschließen.

Und wenn Sie sich jetzt fragen, was Mendelssohn mit Mozart zu tun hat, dann versichern wir Ihnen, dass Sie die Antwort bei unseren Konzert am 21. Oktober erfahren.